Freitag, 11. Oktober 2019

Bemerkungen zum Straßenverkehr in Indien

Einige Bemerkungen zum Straßenverkehr in Indien

Unser Reiseleiter Schvaran formulierte es so: "Auf indischen Straßen gibt es eine funktionierende Anarchie." Und das scheint auch zu stimmen. Unser hervorragender Fahrer überholt - wie alle anderen auch - vor und in Kurven und vor Steigungen. Angezeigt wird das Manöver jeweils durch lautstarkes Hupen. Und so sind die Straßen nicht nur voll vom Lärm der Menschen und der Motoren, sondern auch vom ständigen Hupen aller Fahrzeuge, die eine Hupe haben. Es wird gern behauptet, in Indien herrsche Linksverkehr. Tatsache ist: Die meisten Verkehrsteilnehmer fahren überwiegend links - aber eben längst nicht alle. Und so wuseln Fußgänger*innen, Fahrräder, Motorräder und Motorroller, PKW und LKW, Busse und auch immer wieder Ochsenkarren mehr oder weniger wild durcheinander - rechts und links, von vorne und von hinten und auch mal quer zu den Fahrtrichtungen. Großartig, wie unser Fahrer dieses Chaos immer wieder meistert und uns sicher zu unseren Zielen bringt.














Man könnte den Eindruck haben, dass ganz Indien ein einziges, riesiges Straßendorf ist. Kilometerlang ziehen sich an den Straßen Häuser, Läden, Werkstätten und viele andere Gebäude ganz unterschiedlicher Art entlang. Querstraßen gibt es - außer in den größeren Städten - kaum. Aber es gibt auch ganz andere Streckenabschnitte - leer und von sattem Grün gesäumt.



In der Großstadt Mysore fließt dann der Verkehr - bei allem Gedränge und unter lautem Hupen  einigermaßen geordnet.




Und immer wieder kann man im Straßenverkehr auch Motorräder oder Motorroller sehen, die ganz selbstverständlich mit unglaublich viel Gepäck oder mit ganzen Familien beladen sind. Und vom Baby bis zum Fahrenden Papa sehen alle ganz entspannt aus und spielen manchmal dabei noch mit ihrem Smartphone.




Stimmt es also tatsächlich, was Schavran über die "funktionierende Anarchie" auf Indiens Straßen sagt? Auf den ersten Blick auf jeden Fall. Und wir sind selbst in keine gefährliche Situation geraten. Dieses Gefühl vermitteln uns unser Fahrer und sein Beifahrer nämlich. Tatsächlich sagt die Unfallstatistik, wie man sie zum Beispiel hier nachlesen kann, etwas ganz anderes:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Verkehrstoten
https://www.zukunft-mobilitaet.net/169096/analyse/verkehrssicherkeit-verkehrstote-weltweit-2017-ranking-who/
Demnach gehört Indien zu den Ländern mit den meisten Unfällen und den meisten Todesopfern im Straßenverkehr. Also doch keine "funktionierende Anarchie" auf Indiens Straßen, sondern ein durchaus gefährliches Chaos, in dem die Macht des jeweils stärkeren Fahrzeugs sich gegen die anderen Verkehrsteilnehmer*innen durchzusetzen vermag. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen