Mittwoch, 16. Oktober 2019

Trennendes zwischen Religionen, Kulturen und Kasten überwinden


Empowerment ist das Thema unseres Pastoralkollegs. Das von Propst Klaus - Volker Schütz, Johny Thonipara vom Zentrum Oekumene und Ralf Tepel vom Vorstand der Karl Kübel Stiftung vorbereitet und geleitet wird. Für drei Tage ist das Karl Kübel Institut im südindischen Coimbatore der Ort, von dem aus wir die Projekte in der Region besuchen. Auf einer der viele Busfahrten interviewen wir Ralf Tepel, der seit 1990 in der Kübel Stiftung als Referent für die Auslandsprojekte und die entwicklungspolitische Bildungsarbeit zuständig ist. Seit 13 Jahren ist er außerdem im Vorstand.







1972 hat der Unternehmer Karl Kübel die Stiftung gegründet. Was war ihm besonders wichtig?

Tepel: Der vollständige Name „Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie“ ist Programm. Karl Kübel selbst kam aus einer großen Familie. Die Familie ist für ihn wie ein Nährboden für ein gutes Leben. Er selbst war katholisch geprägt, aber der ökumenische Gedanke war ihm sehr wichtig. Er wollte das Verbindende zwischen den Konfessionen und Religionen betonen. In unseren Schulen hier in Indien sollen die Kasten zusammengeführt werden, es gibt zum Beispiel die Glaubenssymbole von Hindus, Christen und Muslimen in den Gebäuden.

Weitere Schwerpunkte sind beispielsweise?
In den ca. 60 Projekten geht es um Empowerment für Menschen in Armut; das Wohl der Kinder ist ganz besonders im Blick. Die Länderschwerpunkte sind Indien, Philippinen, Nepal, Myanmar, Äthiopien, Tansania und Kosovo. Karl Kübel war Unternehmer. Mit 37 Millionen Euro ist die Stiftung gestartet, und ihm war wichtig, diesen Grundbestand zu vermehren um gute Arbeit zu machen. Das war sein Auftrag.



Wie kommt es, dass viele Projekte in Indien liegen?
Tepel: Kübel hat in den 50er Jahren den indischen Karmeliterpater Werner kennen gelernt. Diese Freundschaft inspirierte ihn zum Schwerpunkt Indien. Nur hier entstand ein Institut für Qualifizierung und Fortbildung und Development Education, wo das Postoralkolleg drei Tage zu Gast ist.

Die Stiftung selbst hat ihren Sitz in südhessischen Bensheim. Wie genau ist ihre Struktur?
In der Stiftung arbeiten derzeit etwa 45 Mitarbeitende. Davon sind acht Referentinnen und –Referenten und eine Abteilungsleitung, die die Auslandsprojekte steuern. Die Referentinnen- und Referenten betreuen jeweils etwa 8-10 Projekte. Der Vorstand besteht aus drei Personen. Der ehrenamtlich tätige Stiftungsrat, der die wesentlichen strategischen Entscheidungen trifft und als Aufsichtsorgan fungiert, besteht aus 8 Personen. Propst Klaus-Volker Schütz hat dort übrigens den Stellvertretenden Vorsitz inne.


Das Pastoralkolleg hat die Möglichkeit in Südindien und in der Region um Coimbatore Projekte kennenzulernen. Was sind ihre Schwerpunkte?
„Prachodana“ unterhält eine Brückenschule für Schulabbrecher und ehemalige Kinderarbeiter. Bei „Vikasana“ lernen wir landwirtschaftliche Aspekte kennen. „Good Shepard Health and Education Center“ hat den Schwerpunkt in der Frauenförderung, zum Beispiel mit Selbsthilfegruppen. Dabei nehmen die Frauen auch politischen Einfluss. Sie qualifizieren sich für die politische Teilhabe in Gemeinderäten und haben die Schließung von Alkohol-Shops erwirkt. Alkoholismus bei den Männern ist hier ein großes Problem.

Was wünscht du dir für die Zukunft?
Unsere Arbeit soll auch in Zukunft dazu beitragen, Trennendes zwischen Religionen Kulturen und Kasten zu überwinden und gegenseitiges Verständnis zu fördern. Das ist mir besonders wichtig.

Anja Harzke und Tanja Brinkmann-Bauer 

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